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Wasserversorgung

 

Wasserversorgung

Verfasst von Martin Lee

Eine leichte Drehung am Wasserhahn und je nach Wahl fliesst warmes oder kaltes Wasser in bester Qualität und in jeder gewünschter Menge aus dem Hahnen. Dass dieser Luxus keine Selbstverständlichkeit ist und vor allem noch nicht sehr lange andauert, ist den älteren Einwohnern unter uns noch in guter bzw. schlechter Erinnerung. Letztmals im Jahre 1947 musste die Gemeindeversammlung den Wasserbezug in unserer Gemeinde rationieren, da während längerer Zeit nur unbedeutende Niederschläge registriert werden konnten.

Ueber Jahrhunderte hinweg musste die Menschheit in mühevoller Handarbeit Quellen fassen. Oft lagen sie aber nicht in Dorfnähe, so dass das Wasser den Dorfbrunnen zugeleitet werden musste. Erst wurden für diese Transportleitungen hölzerne Teuchel verwendet, dann Ton- oder Bleiröhren und später Gusseisenrohre. Ein vielfältiges Leben spielte sich jeweils am Dorfbrunnen ab. Am laufenden Brunnen bezog die Hausfrau mit Eimern den täglichen Wasserbedarf für ihre Familie. Auf dem Brunnenplatz verschwellte der Dorfküfer die frisch gefügten Dauben am Fass, der Schmied löschte mit Wasser vom Dorfbrunnen die Felgen beim Radabbinden, und der Bauer führte hier täglich sein Vieh zur Tränke.

Eine eigens von der Regierung eingesetzte "Commission zur Linderung der Wassernot" empfahl 1849 der Marthaler Bevölkerung, das Vieh künftig am Bach zu tränken und für den eigenen Bedarf Sodbrunnen zu graben. 28 Privatpersonen sind damals diesem Ratschlag gefolgt und haben auf ihrer Hausliegenschaft bis zu 15 m tiefe Pumpbrunnen gegraben. Die Wasserqualität entsprach jedoch nicht in allen Fällen den qualitativen Anforderungen, so dass die Suche nach Wasser über die Gemeindegrenzen hinaus ausgedehnt werden musste.

Im Jahre 1880 erwarb die Zivilgemeinde Marthalen oberhalb Benken das Mühlegewerbe mitsamt den dazugehörigen Quellen. Da Benken in der Zwischenzeit die gleiche Absicht bekundete und angrenzende Liegenschaften erwarb, wollte nun de facto jede Gemeinde die andere enteignen, was den bekannten "Wasserkrieg" auslöste. Auf Anordnung des Bezirksrates Andelfingen vom 4. Juli 1881 mussten die Arbeiten sofort eingestellt werden, und es wurde eine Expertise eingeholt. Dem umfangreichen Expertenbericht kann entnommen werden, dass in Marthalen den 1183 Einwohnern, verteilt auf 213 Häuser, 8 öffentliche und 2 private Brunnen zur Verfügung standen, die insgesamt 66,9 Liter Wasser pro Minute lieferten. Auf einen öffentlichen Brunnen kamen demnach ca. 27 Haushalte. Um für den Haushalt die nötige Menge Wasser zu besorgen, wurde mit einer Aufenthaltszeit am Brunnen von 20 Minuten gerechnet. Im weiteren mussten von diesem Wasser noch 427 Rinder, 269 Schweine, 25 Pferde, 112 Ziegen und 56 weitere Tiere getränkt werden.

Im Januar 1883 entschied der Bezirksrat Andelfingen, keinem der beiden Expropriationsgesuche zu entsprechen. Die Erschliessungskosten und das Wasser mussten zwischen Benken und Marthalen im Verhältnis von eins zu zwei aufgeteilt werden.

Wohl zog Benken den bezirksrätlichen Entscheid noch an den Regierungsrat weiter, doch änderte sich nichts mehr an diesem Verteilschlüssel.

Die Schluechtquellen mit Erträgen zwischen 120 und 330 l/min. werden seither gemeinsam gefasst, und das Wasser wird über drei gleich grosse Röhren, eine für Benken und zwei für Marthalen, in das jeweilige Gemeindenetz eingespiesen.

Dass nun endlich genügend Wasser zur Verfügung stand, wurde am 19. Oktober 1884 in Marthalen mit einem grossen, ganztägigen Dorffest gefeiert.

Während und kurz nach dem zweiten Weltkrieg litt auch unsere Gegend mehrmals unter Wassermangel und Trockenheit. Im Jahre 1946/47 lagen die Niederschlagsmengen in unserer Region dreissig Prozent unter dem langjährigen Mittel. Schon 1944 waren die Vorarbeiten für eine Gruppenwasserversorgung angelaufen und aus Vertretern der interessierten Gemeinden eine Baukommission bestellt worden. Bereits zu Beginn des Jahres 1948 lagen Projekt und Kostenvoranschläge vor. Die Bauarbeiten begannen 1949 und dauerten bis 1956. In diesem Zeitraum wurden 20 km Leitungen und 12,5 km Signalkabel verlegt sowie die nötigen Betriebswarten, Pumpanlagen und Reservoirs erstellt. Die Bruttokosten für alle beteiligten Gemeinden überschritten die 2-Milionengrenze. Die Nettokosten von knapp einer Million wurden nach einem vorgängig vereinbarten Verteilschlüssel auf die beteiligten Gemeinden Uhwiesen, Dachsen, Benken, Marthalen, Rudolfingen und Oerlingen verteilt.

In den letzten Jahrzehnten ist nun vor allem das dorfinterne Verteilnetz erneuert sowie die Versorgungssicherheit nochmals erhöht worden. Dies wurde möglich mit einer zusätzlichen, direkten Netzeinspeisung ab dem Pumpwerk Seewerben in Rheinau sowie durch Vorkehren für den Notwasserbezug ab der Transportleitung der GWV Thurtal.



Abwasser

Während die Stadt Zürich bereits im Jahre 1860 die erste Kanalisation erstellte und sieben Jahre später die Abfuhr der neu eingeführten Feststoff-Eimer organisierte, mussten sich die ländlichen Gemeinden noch lange Zeit nicht mit dem Abwasser-Problem befassen. Auch in unserem Dorf konnte der überwiegende Teil der Liegenschaften das häusliche Abwasser zusammen mit der Jauche aus dem Landwirtschaftsbetrieb auf den eigenen Feldern ausbringen, was sich auf Grund des Düngewertes zugleich positiv auf den künftigen Ernteertrag auswirkte. Die wenigen reinen Wohnbauten besassen eine geschlossene Grube, die je nach Grösse jährlich zwei- bis dreimal zu leeren war und deren Inhalt meist im nahen Garten Verwendung fand.

Erstmals im Jahre 1917 wurde die Vorsteherschaft beim Gemeinderat schriftlich vorstellig und bat ihn, den Bau eines Kanalisationsnetzes im Dorf zu prüfen. In den nächsten Jahren wurde allerdings der Verbesserung des Wasserleitungsnetzes innerhalb der Gemeinde mehr Priorität eingeräumt.

"Um schon längst bestehenden Übelständen abzuhelfen", lud dann der Gemeinderat im Jahre 1934 die Bewohner des Oberdorfes zur Vorstellung des Kanalisationsprojektes ins Gemeindehaus ein, weil er, wie bereits ein Jahr zuvor im Unterdorf, ihre Liegenschaften an eine geplante neue Kanalisationsleitung anschliessen wollte. Während die Kanalisation Oberdorf im Mederbach enden sollte, wurde das Gebiet Mitteldorf bis Tiefenwegen in den Abistbach entwässert.

Fliessendes warmes und kaltes Wasser in Küche und Badzimmer, Wasserspülung im WC und die später aufkommenden Waschmaschinen erhöhten den Wasserverbrauch und damit den Abwasseranfall spürbar. Anstelle der reinen Abwassergruben wurden nun vermehrt Klärgruben eingebaut, in denen vorhandene Feststoffe zurückbehalten wurden und das so 'vorgeklärte' Abwasser über sogenannte Ueberläufe öffentlichen Kanalisationsleitungen und damit dem nächsten Bach zuflossen.

Mitte dieses Jahrhunderts musste vielerorts festgestellt werden, dass dieser Weg auf die Länge nicht befriedigen konnte. Die Verschmutzung der Seen und Flüsse nahm rapide zu. Der Bau von Kleinkläranlagen rückte in unseren Dörfern in den Vordergrund. Das Abwasser sollte in diesen Anlagen vor der Einleitung in ein öffentliches Gewässer mechanisch-biologisch geklärt werden. Die neue Aufgabe überstieg jedoch die Möglichkeiten kleiner Landgemeinden und förderte den regionalen Zusammenschluss. Gespräche mit unseren Nachbardörfern Benken und Oerlingen sowie später auch noch mit Trüllikon verliefen positiv und führten schliesslich zur Gründung des Kläranlageverbandes Weinland. Nachdem die Marthaler Stimmbürger in einer ersten Abstimmung dem Standort Kellerwinkel ihre Zustimmung versagten, wurde Ende 1973 das nochmals überarbeitete Projekt mit dem neuen Standort der Kläranlage in Niedermarthalen in allen vier Verbandsgemeinden widerstandslos genehmigt. Beinahe 12 Kilometer Verbandskanäle, vier Regenwasserbecken und eine Kläranlage für über 5000 Einwohner wurden in den nächsten vier Jahren erstellt. Bereits im Frühjahr 1978 konnte im Beisein der Bevölkerung diese grosse Verbandsanlage mit einem Fest eingeweiht werden.

Nicht nur die Technik hat sich in den vergangenen Jahren weiter entwickelt, auch die Anforderungen an die Reinigungsleistung der Kläranlagen sind inzwischen höher gesteckt worden. Damit auch in Zukunft die Auflagen des Gewässerschutzes eingehalten werden können, sind bereits Planungsarbeiten für eine Modernisierung der Anlage im Gang. Wenn der vorgesehene Zeitplan eingehalten werden kann, dürfte die Erweiterung der Kläranlage Mitte dieses Jahrzehnts abgeschlossen sein.

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